DDW Group: Geistesfrische mit 83-Jähriger Geschichte

Angesichts der Welle der Fusionen und Übernahmen ist es erfrischend, mit dem Geschäftsleiter eines unabhängigen Familienunternehmens zu sprechen, Fabrice de Waal, Geschäftsleiter der DDW Group, welcher sehr viel Wert auf seine Unabhängigkeit legt. Die Geheimwaffe dieses Versicherungsmaklers ist das enorme internationale Netzwerk.

Bei der DDW Group dreht sich alles um Beziehungen, Kunden, Versicherer und das Netzwerk der Maklerkollegen im Ausland. „Das ist unsere Stärke. Wenn ein niederländisches Unternehmen morgen einen Standort in Malaysia, China oder sonst wo auf der Welt eröffnet, können wir alle lokalen Versicherungen über einen Partner vor Ort abwickeln. Unser Netz erstreckt sich über rund 140 Länder auf der ganzen Welt. Und in jedem Land sind wir mit mindestens fünf Maklern verpartnert.“

Die DDW Group bietet Risiko- und Versicherungsberatungen an. Die am häufigsten abgeschlossenen Policen sind Cyber-, Haftpflicht-, Feuer-, Seetransport-, Bauwesen- sowie D&O-Versicherungen. Weitere Spezialgebiete beinhalten Sozialleistungen für Mitarbeiter (Altersvorsorge) sowie Due Diligence, einschließlich Fusionen und Übernahmen: „Wenn ein Unternehmen eine Übernahme plant, beauftragt es uns mit der Risikoinventarisierung. Zu den Kunden zählen in erster Linie Unternehmen aller Größenordnungen. „Wir haben etwa fünf Prozent der börsennotierten Unternehmen in den Niederlanden in unserem Portfolio.“ Speziell für die Kunden in Rotterdam hat die DDW Group neben der Zentrale in Amsterdam auch ein Büro auf dem Kop van Zuid – wo das Interview stattfindet – mit einer wunderbaren Aussicht auf das Hafengebiet.

Jüngster Geschäftsleiter

Dorens en De Waal Insurance wurde 1940 von Fabrices Großvater Rein de Waal und seinem ehemaligen Eishockey- Teamkollegen Wim van Erven Dorens gegründet. Die ersten Kunden stammten aus dem Industriesektor. In den 1980er und 1990er Jahren kamen Technologie- und IT-Unternehmen sowie Anwaltskanzleien, Interim Manager sowie Biotech- und Life-Science-Unternehmen hinzu.

Im Jahr 1985 übernahm Reins Sohn Alexander de Waal das Unternehmen. Dass Fabrice de Waal die Nachfolge seines Vaters antreten würde, war allerdings keine ausgemachte Sache. „Ich bin ein ganz normaler Junge. Ich habe Hotelzimmer gereinigt, Geschirr gespült und bei V&D in verschiedenen Abteilungen gearbeitet. Im Jahr 2008, mit 24 Jahren, wollte ich dann ein eigenes Unternehmen gründen. Daraufhin schlug mir mein Vater vor: Warum nicht die Marketingtätigkeiten für DDW übernehmen? Wir haben dann einige Jahre lang eng zusammengearbeitet. Für mich war das großartig. Ich hatte Kontakt mit Tausenden von Interessenten, bin gereist, habe Kunden besucht.“ Bis zu dem Zeitpunkt, wo Alexander unerwartet verstarb und Fabrice die Leitung übernehmen musste. „Das war im Jahr 2012. Damals war ich der jüngste Geschäftsleiter in der Versicherungsbranche.“

Mehrwert

Unternehmergeist und Kundenorientierung – diese Begriffe tauchen in dem Gespräch mit Fabrice immer wieder auf. „Wir sind sehr nah an unseren Kundenunternehmen. Service wird bei DDW großgeschrieben. Wir arbeiten sehr eng mit unseren Kunden zusammen. Sie wissen, dass wir rund um die Uhr für sie da sind. „Und wir haben den Unternehmergeist im Blut. Geschäfte zu machen, ist für mich Spitzensport. Ich betrachte uns eigentlich als Startup, denn wir erfinden uns ständig neu. Natürlich biegen wir manchmal falsch ab, aber wir kehren dann auch wieder um. Aber wir schauen auch immer nach vorn: Wie wird der Markt demnächst aussehen? Wie können wir die Kunden noch besser bedienen? Wie ziehen wir neue Geschäfte an Land? Obwohl es uns seit 83 Jahren gibt, zeichnen wir uns immer noch durch unsere Geistesfrische aus.

„Ich frage mich beispielsweise, ob Versicherungsmakler demnächst überhaupt noch gebraucht werden. Wenn man sieht, dass auf dem privaten Markt fast alle Versicherungen online abgeschlossen werden … Was wird unseren Mehrwert demnächst noch ausmachen? Den muss man also im Risikomanagement und in der Risikoberatung suchen. Mastering Risk ist eins unserer Mottos.“

Unabhängigkeit

Im Lauf der Jahre hat sich die DDW Group immer ihre Unabhängigkeit bewahrt. „Natürlich steht letztlich alles zum Verkauf. Wir waren schon einmal in einem fortgeschrittenen Stadium mit Parteien im Gespräch. Als sich dann aber herausstellte, dass eine Übernahme der Beziehung zu unseren Kunden nicht zuträglich wäre, haben wir die Gespräche abgebrochen. Aber wir sind auch nach wie vor an Kooperationen interessiert, die uns stärker machen. Dennoch ist es wichtig, dass die Familie De Waal einen Anteil und die Kontrolle über das Unternehmen behält. So erhalten wir die Kontinuität für unsere Kunden und Partner.“

Wachstum

Hinzu kommt, dass die DDW Group in den letzten Jahren durchaus Wachstum zu verzeichnen hatte: „ Ich gehe davon aus, dass dieses Wachstum auch weiter anhält. Ich stelle fest, dass wir für internationale Unternehmen und deren Partner immer wichtiger werden. Die Compliance nimmt an Bedeutung zu; wir schließen mehr lokale Policen für unsere Kollegen im Ausland ab. Ein amerikanischer Versicherungsmakler kann nicht mehr davon ausgehen, dass die niederländische Zweigniederlassung unseres Geschäftspartners schon von selbst alles regeln wird. Sie müssen nun ihre Angelegenheiten in den einzelnen Ländern gut organisieren. Auch Cyberversicherungen sind immer wichtiger geworden. Selbst wenn man als Unternehmen seine IT in Ordnung hat, wird dennoch erwartet, dass man professionell abgesichert ist.“

Überdies profitiert die DDW Group wider Erwarten vom Brexit: „Seit dem Austritt Englands aus der EU können britische Makler nicht mehr einfach von England aus einen Versicherungsschutz in einem EU-Land anbieten. Sie müssen dort erst eine lokale Police abschließen. Und dafür brauchen sie also einen Partner, der das für sie erledigt.“

Die Zukunft

Die Nachfolge kann zum Engpass in einem Familienunternehmen werden. „Ich bin nun noch sehr jung. Und solange ich bei klarem Verstand bin, werde ich nicht aufhören zu arbeiten. Aber ich mache mir durchaus Gedanken über die Kontinuität des Unternehmens.

„Daher bemühe ich mich darum, Menschen zu rekrutieren, die bestimmte Tätigkeiten der Schlüsselpersonen unterstützen und gegebenenfalls übernehmen können. Damit wir nicht in zehn Jahren feststellen müssen, dass es nur eine Person gibt, die über alle Kenntnisse verfügt. Bei DDW sagen wir nicht umsonst: Your future partner. Generations Long.” Fabrice hat einen Sohn, Alexander, der neun Jahre alt ist. „Ich weiß nicht, ob ihm die Versicherungsbranche gefällt. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass er durchaus ein Unternehmer ist.“ Aber ich werde ihn nicht drängen, in dieses Geschäft einzusteigen; das hat mein Vater bei mir auch nie getan. Für mich ist wichtig, dass Alexander etwas tut, womit er glücklich ist.“

Source: DDW Group; Linda Welther.;  27.02.2023